Das kleine Telephonmuseum
Mikrophone Eigentlich ist die Erfindung "Telephon" technisch eine symmetrische Anordnung. Die zu übertragenden Schallwellen treffen auf eine Eisenblech-Membran. Deren Schwingungen in der Nähe eines Stabmagneten verändern dessen Magnetfeld, was in der Drahtspule eine elektrische Spannung induziert. Der daraus erhältliche Strom bewirkt auf der Empfängerseite ein Magnetfeld im Takte der Originalschwingungen, das schliesslich die Eisenblech-Membran in Bewegung setzt. So entsteht hier eine "Kopie" der Schallwellen. Das Prinzip des elektromagnetischen Wandlers ist bis heute geblieben, wenigstens auf der Empfänger- seite, wo mit genügend starkem elektrischem Signal passende Lautstärke erzeugt werden kann. Nur liefert die Senderseite auch bei lautestem Geräusch zuwenig elektrisches Signal; man müsste dieses verstärken. Das Kohlekörner-Mikrophon Als erste Alternative für die Senderseite ist das Kohlekörner-Mikrophon entstanden. Hier drückt die schallaufnehmende Membran auf eine kleine Menge Kohlenkörner. Diese Bewegung verursacht eine Veränderung des elektrischen Widerstands im Kohle- granulat. Mithilfe einer Spannungsquelle (Batterie) kann so ein Strom erzeugt werden, der gut ausreicht, einen Hörer mit Eisenmembran erklingen zu lassen. Diese Anordnung von Mikrophon (Schallaufnehmer) und Telephon (damit ist jetzt die Hörerkapsel gemeint) hat sich über hundert Jahre im “Telephon-Hörer” gehalten. Im Bild links eine geöfnete Mikrophonkapsel aus den 30-er Jahren. Man erkennt einen Behälter aus gepresstem Kohlestaub, darin ein Filzring, der die Kohlekörner umgibt. Da drauf sitzt dann als Deckel die Membran, eine sehr dünne Scheibe ebenfalls aus gepresstem Kohlestaub. Zur Fixierung der Membran am Rand der Kapsel kommt noch die Abdeckung, eine aus Bronzeblech gestanzte Scheibe mit Öffnungen für die Schallwellen. Verschiedenste Fabrikate hatten ihre eigenen Formen und Abmessungen. In den 50-er Jahren wurden die Kapseln kleiner und rauschten auch weniger beim Schütteln. Die meisten Fabrikate quer durch Europa hielten sich nun an dieselben Abmessungen.
Dynamische Schallwandler Der Begriff meint Lautsprecher-Konstruktionen, bei denen die stromdurchflossene Spule auf der Membran sitzt und beweglich in ein Magnetfeld eingetaucht ist. Ab ca. 1975 wird in den neuen Schweizer Telephonapparaten (abgerundete Kunststoffgehäuse in vielen Farben) eine Einheitskapsel eingesetzt. Damit diese auch als Mikrophon taugt, ist sie mit einem Verstärker ausgerüstet. Die dynamische Kapsel ist mit 80g Gewicht ziemlich schwer. Sie ist auch grösser als die bisherigen Kapseln und findet keinen Platz im alten Bakelit-Hörer. Mittlerweile hat in Deutschland die Firma AKG ihr Modell DKO48 entwickelt. Hier ist ein Tauchspul- Mikrophon zusammen mit einem zweistufigen Transistor-Verstärker in die alte Gehäuseform integriert worden. Philips Zürich produzierte diese Kapseln in Lizenz; in der Folge konnte man hierzulande ab ca. 1980 die weit verbreiteten Kohlekörner-Mikrophonkapseln einfach ersetzen durch eine von der Sprachklangqualität her überragende Kapsel.
Das Elektret-Mikrophon Schon stecken wir in der Halbleiter-Elektronik. Das Allerwelts- Mikrophon ab 1990 ist grob gesagt ein mit Membran versehener Feldeffekt-Transistor, hat Abmessungen im Millimeter-Bereich und ist extrem kostengünstig zu haben. Eine Elektret-Kapsel, von Hand zusammengebaut mit einer einfachen Verstärkerschaltung, lässt sich als 1:1-Ersatz für das Kohlemikrophon einsetzen. Das Bild hier zeigt eine Konstruktion mit Millimeter-Abmessungen 27x20x13. Zu erkennen sind im Vordergrund links die Elektret- Kapsel, daneben ein bisschen Elektronik. Die elektroakustischen Eigenschaften sind vergleichbar mit denen des AKG-Modells. Die erreichbare Miniaturisierung ist wichtig beim Einbau in uralte Hörerkonstruktionen, wo etwa im Mikrophon-Teil nur gerade der Hohlraum des vormaligen Kohlekörner-Reservoirs zur Verfügung steht. Das MEMS Mikrophon Die heute aktuelle Technologie für eine breite Palette von Sensoren heisst MEMS (micro-electromechanical systems). Die eigentliche Mikrophon-Kapsel ist das nur gerade 3x2 mm grosse Blechgehäuse in der Mitte auf dem blauen Träger im Bild nebenan. Das klitze-kleine Löchlein mit ca. 0.2 mm Durchmesser ist sein Schall- Einlass. Das Bauteil steht aber in Sachen Leistung den bisherigen Mikrophonen überhaupt nicht nach. Zusammen mit etwas hand- gefertigter Elektronik ersetzt auch diese Konstruktion das Kohlemikrophon perfekt. Wir sind nahe an der Realisierung einer Science-Fiction-Vision, wonach alle Menschen ein solches Mikrophon in Form eines Zahn-Implantats haben werden.